Grünen Südtour 2018

GRÜNE Fraktion on Tour

Am 2. Juni fand die Süd-Tour der Grünen Fraktion statt. Sie begann am GRÜNEN Zentrum in Göttingen und führte durch Rosdorf, Diemarden, Klein Lengden um dann wieder in Göttingen zu enden.

Hier der Erlebnisbericht von H. Garrelts

Am GRÜNEN Zentrum treffen sich um 11:00 Uhr 18 Menschen, so dass auch bei der zweiten Tour im Verband gefahren werden kann. Rolf Becker (Vorsitzender der GRÜNEN Fraktion im Rat der Stadt Göttingen) gibt eine kurze Einführung in den Verlauf der Tour und Friedrich Helmsen (ADFC) erklärt, die Regeln des Fahrens im Verband: Eine Gruppe von mehr als 15 Personen dürfen zu zweit nebeneinander auf der Straße fahren. Da der Verband als ein Fahrzeug gilt, darf die Gruppe, wenn der erste Teilnehmer eine grüne Ampel überquert hat, auch dann noch über eine Kreuzung fahren, wenn es bereits wieder rot geworden ist.

Schnell zeigt sich, dass die Fahrt im Verband/auf der Straße deutlich angenehmer und auch sicherer ist, als auf einem engen und teilweise holprigem Radweg. Allerdings führt dies schon schnell zu Konflikten mit Autofahrer*innen, die offenbar die Verkehrsregelung des Fahrens im Verbund nicht so gut kennen und durch Hupen und riskantes Überholen sich und die Teilnehmer*innen der Tour in Gefahr bringen.

Der Start ist aber noch ungefährlich: Vom GRÜNEN Zentrum geht es zu Fuß bis zum Wilhelmsplatz und dann über die Jüdenstraße zum Weender Tor. Dort biegt die Gruppe auf den eRadschnellweg ein und fährt Richtung Süden an der Bürgerstraße entlang bis zur Ecke Rosdorfer Weg/Schiefer Weg. Hier wird sich die Verlängerung des eRadschnellweges nach Süden anschließen, wobei der Weg nicht wie eigentlich optimal direkt über den Rosdorfer Weg gehen wird, sondern erst Richtung Bahnschienen und dann am Gartetalbahnhof entlang über Leinestraße und Eisenbahnstraße wieder zum Rosdorfer Weg. Es wird also eine Doppelführung geben, da es wegen eines Baumes an einer Stelle an der Bürgerstaße nicht möglich ist, den Radweg auf 4 m Breite auszubauen. Die Teilnehmer*innen sehen dies kritisch und Rainer Worm (ADFC) merkt an, dass die Führung direkt über den Rosdorfer Weg politisch nicht gewollt sei, da man dann einige wenige Parkplätze verlieren würde. Die Alternativstrecke über die Leinestraße hat den Nachteil, dass es für Radschnellwege in Deutschland keine passenden Regeln und Zeichen gibt, um eine abknickende Vorfahrt zu gestalten. Außerdem ist hier ein Hochbordradweg nötig. Stefan Wenzel (GRÜNES MdL) schlägt vor, dass man die Forderung über den Bundesrat einbringen sollte, hier eine allgemeingültige Regelung zu bekommen. Peter Wyderka (GRÜNER Rosdorf) merkt ebenfalls an, dass in der EU „Blau“ als Parkmarkierung gilt und daher Randmarkierungen eigentlich weiß sein müssen. Hier zeigt sich, dass die nötigen Mittel zur fahrradgerechten Gestaltung eines Schnellweges zum Teil noch gar nicht gegeben sind.

Auf dem Weg nach Rosdorf kommt es durch überholende Autos zu gefährlichen Situationen mit dem Gegenverkehr. Da der Radweg nach Rosdorf ein schmaler Fußgängerweg ist, der auch für Radfahrende geöffnet ist, ist dies mit so einer großen Gruppe keine gute Alternative. Hier wird der E-Radschnellweg eine massive Entspannung der Situation ermöglichen und eine höhere Anzahl an Radpendlern erst möglich machen.

Der nächste Halt ist in Rosdorf an der Bäckerei Hermann, wo vier weitere Teilnehmer*innen dazukommen. Die Rosdorfer GRÜNEN berichten, dass es schwierig ist, genügend Gelder für den Anschluss an den aus Göttingen kommenden Schnellweg im Gemeinderat zu beantragen. Hier sind bisher nur etwa 10.000 Euro eingeplant. Es ist sehr wichtig, dass auch noch eine gute Querungsmöglichkeit geschaffen wird, um von der Göttinger Straße aus Rosdorf kommend auf den zukünftigen Schnellweg zu kommen. Die Rosdorfer GRÜNEN stellen den geplanten Bahnhaltepunkt für Rosdorf vor. Auch hier sind bisher zu wenige Gelder eingeplant. Gerade zusammen mit dem Radschnellweg ließe sich hier ein sehr gut verknüpfter Umsteigepunkt zwischen Rad und Bahn schaffen (E-Bike Ladestationen, sichere Stellplätze). Aktuell gibt es im Gemeinderat das Problem, dass sowohl CDU als auch SPD diese beiden Projekte nicht wirklich voranbringen wollen. Auch die mangelnde Busverbindung von Rosdorf und die nicht vorhandene Anbindung der Dörfer am Sonntag werden angesprochen.

Der nächste Halt ist am alten alten Bahnhof (Flüthedamm), wo sich eine der beiden möglichen Stellen zum Wiederaufbau des Bahnhalts Rosdorf befindet. Seit 25 Jahren wird versucht, diesen wieder in Betrieb zu nehmen. Er böte nicht nur eine bequeme Anbindung nach Göttingen, sondern von dort auch nach Kassel, Eschwege oder Northeim.

Hier wird auch von Peter Wyderka das Problem angesprochen, dass die Strecke über das Wehr südlich des Kiessees die perfekte Verbindung zwischen Rosdorf und Geismar wäre. Aber durch die nicht vorhandene Rampe und die fahrradunfreundliche Wegführung ist dies für Räder und auch Kinderwagen nur schwer möglich. Rolf Becker merkt an, dass es nur wenige tausend Euro kosten würde, diese Strecke entsprechend zu ertüchtigen.
Das Problem: Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) begründen die Situation mit Sicherheitsbedenken. Stefan Wenzel hat die Idee, einen Lokaltermin am Wehr zu machen, um das Thema voran bringen zu können. Andrea Obergöker (GRÜNE Kreistag) wünscht sich eine Anbindung des neuen Bahnhaltepunktes an den Radschnellweg.

Von hier geht es vorbei am Kiessee über den Sandweg nach Geismar. Vera Oesterle (GRÜNE Diemarden) berichtet am nächsten Halt in der Groscurthstrasse, dass hier die Fahrradstraße 100m vor der Kiesseestraße abrupt endet, was vor allem deshalb ein Problem darstellt, da es so keine sichere Querungsmöglichkeit für Schüler über die viel befahrene Kiesseestraße gibt.

Nun geht es weiter nach Süden Richtung Diemarden. Martin Worbes (Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN im Kreistag) wartet bereits am Radweg und versorgt die Teilnehmer*innen mit frischen Erdbeeren. Er weist darauf hin, dass der nun folgende Radweg eine wichtige Achse zwischen Diemarden und Geismar darstellt. Bei einer Zählung wurden selbst an einem Oktoberwochenende noch 300 Radler gezählt. 2019 wird diese wichtige, aber nicht ungefährliche Strecke entlang der alten Gartetalbahn von der Gemeinde Gleichen, der Stadt Göttingen und dem Kreis ertüchtigt. Der Weg ist zum Teil nur geschottert, sehr wellig und an manchen Stellen so schmal, dass zwei Radfahrende nur schwierig aneinander vorbeikommen. Da es hier schon mehrere schwere Unfälle gegeben hat, wurde diese Strecke als vorrangig auszubauender Radweg ermittelt.

In Diemarden am Thie stoßen weitere vier Radler*innen Radler hinzu. Martin Worbes stellt in seiner Funktion als Ortsbürgermeister die Weiterführung des Göttinger Planetenweges in Diemarden vor. Hier steht der Zwergplanet Sedna auf einem Platz, der von vielen Diemardenern gemeinsam gestaltet wurde.

Nun geht es nach Klein Lengden zur Einkehr in die wunderbar gelegene historische Spinnerei, wo sich die Teilnehmer*innen bei Kaffee und Kuchen stärken können. Von hier führt der Weg zurück über die Alte Heerstraße und die Duderstädter Landstraße erneut nach Geismar.

Während die Radler*innen auf dem Weg nach Geismar trotz welligem Terrain gut vorankommen, zeigt sich hier erneut, wie wenig fahrradfreundlich die Verkehrsführung ist. Trotz Tempo 30 gibt es hier einen benutzungspflichtigen Radweg, der dann aber nach wenigen 100m abrupt auf die Hauptstraße gelenkt wird.

Nächster Halt ist an der Apotheke an der Holzgasse, wo Ute Döring (GRÜNE im Ortsrat Geismar) die Schwierigkeiten der Geismeraner Radfahrer*innen vorstellt. Der ehemals benutzungspflichtige Radweg ist in einem so schlechten Zustand, dass die Stadt die Straßenbenutzung für das Radfahren freigegeben hat. Dies wurde aber nur mangelhaft kommuniziert und beschildert. So wissen vielfach weder Radfahrende noch Autofahrende davon. Wenn Radler*innen in Ausnahmefällen doch die Straße benutzen, bringt das Konflikte mit dem PKW-Verkehr mit sich. Dies stellt gerade für Schulkinder eine große Gefahr dar. Der Ortsrat versucht daher, eine Finanzierung für einen Hochbordradweg zu schaffen, was aber durch die nötige Entfernung der alten Bordsteinkante zu hohen Kosten führen wird. Eine schnelle Besserung der Situation würde Tempo 30 bringen.

Rolf Becker merkt außerdem an, dass durch die Neubauten auf dem Gothaer Gelände in den nächsten Jahren der Stadtteil um ca. 1500 Personen anwachsen wird und hierfür auch entsprechende Radinfrastruktur bereitgestellt werden müsse. Dabei kommt die Idee auf, dass man möglicherweise die Wörthstraße zur Fahrradstraße ausbauen könne.

Zum Abschluss bedankt sich Rolf Becker bei allen Teilnehmer*innen, die sich gemeinschaftlich wünschen, dass doch Polizei und Presse besser über die Rechte von Radfahrenden in der StVO (Fahren im Verband, Fahren auf der Straße) informieren würden, damit sich die auf dieser Tour erlebten Konflikte zukünftig nicht wiederholen müssen.

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