Aufruf gegen Neonazi-Treffen am Heimkehrerdenkmal

Pressemitteilung Göttinger Bündnis gegen Rechts und Grüner Ortsverband Friedland Göttingen Göttingen, 17. August 2021

Erneut geschichtsrevisionistischer Neonaziaufmarsch am Heimkehrerdenkmal in Friedland angekündigt

Für Samstag, den 28. August 2021 ist am sogenannten Heimkehrerdenkmal in Friedland erneut eine Kundgebung durch geschichtsrevisionistische Neonazis angemeldet worden.
Anmelder ist der Neonazi Roland Wuttke vom sogenannten „Verein Gedächtnisstätte“ aus Guthmannshausen in Thüringen. Die „Gedächtnisstätte“ gilt als Nachfolgeorganisation der aufgelösten bzw. verbotenen, völkischen und geschichtsrevisionistischen Vereinigungen der sogenannten „Europäischen Aktion“ und des „Collegium Humanum“, u.a. um die Holocaustleugner*innen Rigolf Henning und Ursula Haverbeck-Wenzel.

Das Göttinger Bündnis gegen Rechts ruft alle Bürger*innen im Landkreis dazu auf, die progressive und antifaschistische Zivilgesellschaft aus Friedland in ihrem Engagement gegen die Neonazis aktiv zu unterstützen und den Spaziergang gegen Rechts zum Mahnmal auf dem Hagen aktiv zu unterstützen.

Ute Haferburg aus Friedland, Vertreterin von Bündnis 90/Die Grünen im Göttinger Bündnis gegen Rechts, dazu: „Friedland steht mit der Geschichte des Grenzdurchgangslagers für Weltoffenheit und Vielfalt – nicht für die menschenverachtende, völkische und nationalistische Ideologie, die die Neonazis hier am Heimkehrerdenkmal verbreiten wollen. Hierzu hat der grüne Ortsverband Friedland beschlossen, dass es am 28.8.2021 Gegenproteste der demokratischen Zivilgesellschaft gegen den Neonaziaufmarsch geben wird.“

Die GRÜNEN rufen auf zu einem „Antifaschistischen Spaziergang“ am 28.8.2021 auf und laden alle ein, sich daran zu beteiligen. Ort und Treffpunkt wird noch bekannt gegeben.

Sprecherin des Göttinger Bündnis gegen Rechts, Agnieszka Zimowska, DGB, dazu: „Wir fordern den Landkreis Göttingen als Versammlungsbehörde auf, klar Stellung gegen den geschichtsrevisionistischen Aufmarsch in Friedland zu beziehen!“.

Seit 2015 existiert im Landkreis eine eigens vom Kreistag eingerichtete Stelle zur Förderung von Vielfalt, Demokratie und Toleranz, die auch die Kompetenz im Umgang mit Neonazi-Aktivitäten innerhalb der Verwaltung liefern soll. Der Landkreis hat außerdem immer die Möglichkeit, sich durch die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus und für Demokratie Niedersachsen Unterstützung einzuholen. „Wir erwarten von Versammlungsbehörden, dass alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um Auftritte von Neonazis – egal in welchem Gewand – zu verhindern. Geschichtsrevisionismus ist keine Bagatelle. Er wiederstrebt dem Verständnis einer demokratischen Gesellschaft nach einem verbrecherischen Faschismus. Friedland darf nicht zu einem Ort werden, an dem sich diese Leugner wohlfühlen“, so Zimowska weiter.
Als besonders unfassbar bezeichnete sie es, dass diese Kundgebungen kurz nach dem 80. Jahrestag des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion stattfindet. Dieser von Deutschland ausgehende Vernichtungskrieg, der über zwanzig Millionen Menschen das Leben gekostet hat, werde durch die Aufmärsche verharmlost und relativiert.

Es ist nicht der erste Versuch von Neonazis, am Heimkehrerdenkmal in Friedland aufzumarschieren: Bereits 2009 wollten Neonazis unter dem Label der sogenannten „Russlanddeutschen Konservativen“ mit dem Anmelder Viktor Kasper aufmarschieren. 2015 fand dann eine Anmeldung durch den sogenannten „Arminus-Bund“ unter den Anmeldern Andrej Triller und Johann Thießen statt. Beide Versammlungen wurden durch den Landkreis Göttingen als Versammlungsbehörde verboten und fanden nicht statt. Im vergangenen Jahr fand dann tatsächlich ein geschichtsrevisionistischer Aufmarsch am Heimkehrerdenkmal am 29.8.2020 statt, nachdem der Anmelder Thießen dieses Mal offensichtlich vor dem Oberverwaltungsgericht geklagt hatte. Bereits bei dieser Veranstaltung trat der diesjährige Anmelder Wuttke als Redner auf. Außerdem traten vor einem Jahr noch Alfred Zips von der „Gesellschaft für Freie Publizistik“, Lydia Walz vom Arminus-Bund sowie Carsten Härle von der AfD dort als Redner*innen auf. Teilgenommen an dem Neonazi-Aufmarsch 2020 hat außerdem der stellvertretende NPD-Bundesvorsitzende Thorsten Heise aus dem thüringischen Fretterode. Die Veranstaltung versammelt damit das Who-is-Who der extrem geschichtsrevisionistischen, völkischen Neonaziszene.

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